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Löhmann-Präzix- und Europa-Bahn



Die Firma "Präzix-Erzeugnisse Alfred Löhmann" wurde 1947 in Stuttgart gegründet. Als Geschäftsbereich wurde u.a. 'Technische Präzisionsspielwaren' angegeben. Betriebsleiter war der Ingenieur Gunther Eheim. 1948 wurde auf der Spielwarenmesse in Leipzig eine Schmalspurbahn in Baugröße 00 auf TT-Gleisen (12 mm) vorgestellt, entwickelt für die Massenproduktion. Das Fahrzeugangebot umfaßte eine Feldbahn Diesellok mit offenen Güterwagen. Ein Jahr später kam noch eine Diesellok mit passenden Personenwagen dazu. Diese Lok gab es auch mit einem (funktionslosen) Pantographen als Elektrolok. Alle Modelle bestanden aus Leichtmetall-Druckguß.

Die Motoren waren für 16V Wechselstrom ausgelegt. Der Motor erinnert an Märklin Konstruktionen aus den 20er Jahren. Die Zahnräder des Getriebes können ihre Herkunft aus dem Uhrenbau nicht verleugnen.

Als Gleissystem wurde ein 3-Schienen-, 2-Leitersystem verwendet, d.h. ein Mittelleiter-Gleis, bei dem die äußeren Schienen elektrisch miteinander verbunden waren. Zunächst wurden Blechschienen auf Holzschwellen verwendet (in der Optik alten Spur 0-Gleisen ähnlich), 1949 wurde ein Böschungsgleis aus Druckguß (Aluminium?) mit passenden Weichen und einem Kreuzungsgleis. entwickelt. Schienenhöhe und Schwellenabstand passen gut zu 00-Gleisen. Die einfachen aufgebauten Trafos wurden zugeliefert. Ein Fahrtrichtungsumschalter befand sich an der Lok. Während die Feldbahn-Diesellok und die Güterwagen eine einfache Hakenkupplung hatten, erhielten die Diesellok und die Personenwagen eine halbautomatische Kupplung.

Den Vertrieb der Löhmann-Präzix-Bahn übernahm eine Handelsvertretung für Haushalts- und Spielwaren, die der Kaufmann Artur Braun im Jahre 1948 in Waiblingen gegründet hatte. Als die Firma Löhmann bereits 1949 in Konkurs ging, gründeten der Lieferant der Verpackungskartons Heinrich Watter sowie der Hersteller der Transformatoren Eugen Schnurr (ESDO-Trafos) die Firma "Europa Technische Spielwaren GmbH", um die Spielwarenfertigung aufrechtzuerhalten. Das Alleinverkaufsrecht wurde wiederum Artur Braun übertragen.

1950 entwickelte die Firma Europa dann eine "echte" TT-Bahn. Zugpferd war eine 2'C2' Schlepptenderlok mit Stromlinienverkleidung, die in Design und Technik sehr stark der Märklin SK 800 (Vorkriegsmodell) ähnelt. Dazu gab es einen Personenwagen und einen Speise- und Schlafwagen (Aufschrift "Mitropa" und "Speisewagen" oder "Schlafwagen"). Weiterhin gab es einen Langholzgüterwagen. Der Motor war diesmal für 20V Wechselstrom ausgelegt. Als Gleise wurden die vorhandenen Böschungsgleise mit Mittelleiter verwendet. Auch die halbautomatische Kupplung wurde übernommen. Die Löhmann-Präzix-Bahn war weiterhin lieferbar. Trotz eines guten Absatzes der Europa-Bahn mußte die Firma Europa bereits 1951 Konkurs anmelden. Der Konkursverwalter und Artur Braun gründeten daraufhin den Nikolaus-Spielwarenvertrieb, der das Eisenbahnsortiment weiterführte. Die in der Liste unten aufgeführten Modelle stammen aus einem Katalog von Nikolaus aus dem Jahr 1953. Ein Jahr später wurden Produktion und Vertrieb der Eisenbahnartikel endgültig eingestellt. Reparaturen und Ersatzteillieferungen sollen allerdings noch bis 1971 möglich gewesen sein.

Nicht nur das Modell der Europa DL 300 ist der Märklin SK 800 sehr ähnlich, sondern auch die Werbemittel für diese Modelle.

Links eine Werbeanzeige von Märklin für die SK 800, rechts der Umschlag des Nikolaus Kataloges.

Die Feldbahn Diesellok wurde zusammen mit den offenen Güterwagen in einer Geschenkpackung angeboten. Die Stückzahlen waren recht beachtlich. Diese Lok und die offenen Güterwagen findet man deshalb auch heute noch relativ häufig auf Sammlermärkten und Internet-Auktionen. Wesentlich schwieriger zu finden ist die Europa-Bahn. Zu den eher seltenen Stücken gehört die Diesellok EL 200 mit den Personenwagen EDN. Die Elektrolok (= Diesellok mit Pantograph) ist eine echte Rarität.

Der heutige Erhaltungszustand der Modelle ist abhängig von Gebrauch und Lagerung. Öfter fehlen mal ein oder mehrere Puffer. Von Zinkpest wird berichtet, allerdings hat der Autor selbst noch nie solche Modelle gesehen. Dagegen können sowohl die Lokgehäuse als auch die Waggons weiße abwischbare Ausblühungen aufweisen, die besonders in kalter Umgebung (Lagerung auf dem Speicher!) an unlackierten Stellen auftreten. Dies sind die typischen Zeichen einer Magnesium-Oxidation („Magnesium-Rost"), wahrscheinlich wurde eine Aluminium-Magnesium-Legierung für die Gehäuse verwendet. Eine Zinkpest tritt an diesen Teilen nicht auf. Vereinzelt sichtbare Risse in den Modellen (vor allem an der EL 200) sehen eher nach Spannungsrissen durch minderwertige Legierungen und/oder ungleichmäßige Abkühlung des Gußrohlings aus.

Modelle

Katalog

Und die Konkurrenz?

Nach dem Krieg versuchten sich einige Firmen in der Produktion von Tischbahnen, die kleiner als Spur 00 waren:

  • Löhmann Europa, Spurweite 12 mm, 3L-Wechselstrom, Maßstab ~1:100, produziert von 1948 - 53
  • Wesa-Liliput, Spurweite 13 mm, 2L-Gleichstrom (bis 1950 Wechselstrom), Maßstab 1:100 (bis 1949 1:110), produziert von 1945 - 83, ausschließlich Modelle nach Schweizer Vorbild.
  • Mignon-Bahn der Gebr. Staiger, Spurweite 10 mm, 2L-Wechselstrom, produziert von 1947 - 50, B-Schlepptenderlok
  • Kersting-Bahn, Spurweite 8 mm, vorgestellt auf der Export Messe 1948 in Hannover
  • Lytax-Comet, Spurweite 12 mm, 2L, produziert von 1946 - 49 (Demontage) in Freiburg i.Br., Triebfahrzeuge nach Vorbild aus der Schweiz: Re 4/41, Roter Pfeil, Schweizer Krokodil
  • Rokal, Spurweite 12 mm, 2L-Gleichstrom, Maßstab 1:120, produziert von 1948 - 71, Modellauswahl auch international ausgerichtet (Export -> USA)

Längerfristigen Erfolg (zumindest bis zur Einführung der Spur N ab 1960) hatten davon nur die Wesa-Bahn auf dem Schweizer Markt und die Rokal-TT-Bahn.

Weitere Löhmann- und Europa Produkte

Über die Handelsvertretung von Artur Braun wurde nicht nur das Europa-Sortiment mit der Löhmann-Präzix- und der Europa-Bahn vertrieben, sondern auch Anker-Steinbaukästen, englische Dinky-Toys Modellautos sowie Modellbahnzubehör und andere Spielwaren. Von diesen sind für den Sammler von besonderem Interesse:

Europa- (EWF-) Trolley-Bus

Löhmann-Präzix Tractor

Die Firma "Präzix-Erzeugnisse Alfred Löhmann" sollte nicht mit der Spielwarenfabrik "Fritz Löhmann" aus dem württembergischen Wildberg verwechselt werden, die in den 60er Jahren mit zahlreichen Garagen und Parkhäusern für Modellautos am Spielzeugmarkt präsent war (siehe dazu: Trödler- und Sammlerjournal Oktober 2004, S. 36-41).

Literatur

Bücher

  • Mit Mut nach oben; Selbstverlag 2009

Beiträge in Büchern

  • Europa; In: Lexikon der deutschen Blechspielzeug-Industrie; Marianne Cieslik; 2014, S. 138

Zeitschriften

  • Nürnberger Messe; Modellbahnen-Welt, 79/1950, S. 124-126
  • Der Eheim Trolley-Bus; eisenbahn magazin, 7/1984, S. 80-81
  • Löhmann-Präzix; eisenbahn magazin, 5/1990, S. 90-91
  • Der Brawa Trolleybus; Bahn und Modell, 6/1990, S. 69-73
  • Der Urahn; modell magazin, 7/1990, S. 28-29
  • TT-Bahn namens Europa; eisenbahn magazin, 10/1992, S. 102
  • Autos lernen laufen (1); eisenbahn magazin, 10/1996, S. 136-137
  • Eheims O-Busse; Trödler und Sammler, 3/1997, S. 38-41
  • Bus, Bahn und Blues; eisenbahn magazin, 8/1998, S. 100-102
  • Europa-/Präzixbahnen; Trödler und Sammler, 1/2000, S. 136-139
  • Zu Land, Wasser und in der Luft; Spielzeug Revue, 5/2000, S. 59-61
  • Aus für den Eheim-Trolleybus; Miba, 8/2001, S. 92-94
  • Eisenbahn von(m) Nikolaus; Spielzeug Antik Revue, 11/2001, S. 52-54
  • Legende in H0; Märklin Magazin, 3/2005, S. 98-102
  • Trolleybusse; Trödler Kompakt, 8/2005, S. 28-33
  • Pleiten, Blech und Fragezeichen; TT Total, 2/2008, S. 14-23
  • Nostalgie unter dem Fahrdraht Teil 4; Modell-Auto Zeitschrift, 9/2014, S. 22-23
  • Eheim, Brawa, EWE; Train Collectors Quarterly, Vol. 61/3 (July 2015), S. 34-35
  • Die Urahnen; Trödler und Sammler, 1/2017, S. 80-86
  • TROLLEY-Busse, Vorbild und Modell; Tinplate Forum, 33/2019, S. 1-30
  • EHEIM und die Trolleybusse; Epoche Modellautoheft, 13/2020, S. 1-64
  • Die Spur TT im Jahre 1950; Tinplate Forum, 34/2020, S. 1-8
  • Historische Trolleybusse aus Esslingen; Altes Spielzeug, 4/2021, S. 22-25
  • Omnibus unter Oberleitung; eisenbahn magazin, 11/2022, S. 122-123

Internetverweise

Weitere Referenzen

  • Botho G. Wagner; Spielzeug- & Modelleisenbahnen; Wilhelm Heyne Verlag 2000, Löhmann-Präzix- und Europa-Bahnen im geschichtlichen Kontext
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